Berlin - Info

 

Hauptstadt und größte Stadt Deutschlands; an der Spree; 891 km2, 3,35 Mio. Einwohner.Nach der Verfassung von 1995 ist Berlin deutsche Hauptstadt und zugleich ein deutsches Land. Die Volksvertretung ist das Abgeordnetenhaus; die Landesregierung ist der Senat mit dem Regierenden Bürgermeister. Berlin ist in 12 Bezirke gegliedert; ihre Organe sind die Bezirksverordnetenversammlungen und die Bezirksämter, geleitet von Bezirksbürgermeistern.Von 1948-1990 war Berlin geteilt in Berlin (West), 488 km2, und Berlin (Ost), 403 km2.

Stadtbild

Das historische Stadtzentrum liegt im ehemaligen Ostsektor. Es erstreckt sich vom Brandenburger Tor, dem Wahrzeichen Berlins (erbaut 1788-1791), bis zum Alexanderplatz. In diesem Bereich befinden sich die meisten historischen Bauwerke. Das barocke Stadtschloss (1698-1713), einst Mittelpunkt Berlins, das im 2. Weltkrieg schwere, aber nicht irreparable Schäden erlitten hatte, wurde auf Weisung der DDR-Regierung 1950 abgerissen. An seiner Stelle steht der monumentale Palast der Republik (1973-1976); er musste 1990 wegen Asbestverseuchung geschlossen werden. Davor liegt der weite Schlossplatz, der als Marx-Engels-Platz vom SED-Regime für Massenaufmärsche genutzt wurde. Von hier führt in westlicher Richtung bis zum Brandenburger Tor die berühmteste Straße Berlins, Unter den Linden, mit zahlreichen barocken und klassizistischen Bauten, u. a. Zeughaus (1695-1706; heute Deutsches Historisches Museum), Neue Wache (1817/18; umgestaltet zur zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft), Kronprinzenpalais (1732), Prinzessinnenpalais (1733-1737), Staatsoper (1741-1743), St.-Hedwigs-Kathedrale (1747-1773), Alte Bibliothek (1774-1780), Prinz-Heinrich-Palais (1741-1743, seit 1810 Universität). Am westlichen Rand des Stadtzentrums, jenseits des Brandenburger Tors, steht das Reichstagsgebäude (1884-1894), das inzwischen umfangreich renoviert wurde ( Glaskuppel von N. Foster) und seit 1999 Sitz des Deutschen Bundestags ist. Nahebei sind das neue Bundeskanzleramt und weitere Regierungsbauten entstanden. Ein geschlossenes Ensemble bilden der Deutsche und der Französische Dom (1701-1708) und das Schauspielhaus (1818-1821) am Gendarmenmarkt. Östlich vom Schlossplatz stehen die aus dem 13. Jh. stammenden ältesten Kirchen Berlins, die Nikolai- und die Marienkirche, sowie das Rote Rathaus (1861-1869), seit 1991 wieder Sitz des Senats. In der Zeit der DDR sind im Stadtzentrum zahlreiche Neubauten entstanden, z. B. das Staatsratsgebäude, die sowjetische Botschaft, der Fernsehturm am Alexanderplatz (mit 365 m höchstes Bauwerk Berlins) sowie Hotels und Geschäftshäuser. Die ehemaligen Regierungsgebäude werden jetzt von Bundesdienststellen genutzt. Außerhalb des historischen Zentrums erinnern mehrere Schlösser an die Zeit der Hohenzollern-Monarchie: Schloss Bellevue (1785/86, jetzt Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten), Schloss Charlottenburg (1695-1791), Schloss Kleinglienicke (1825-1828), Jagdschloss Grunewald (1669-1707), Schloss Köpenick (1677-1681), ferner die Zitadelle von Spandau (1560-1594).Eine zweite, westliche City hat sich schon in den 1920er Jahren im Viertel um den Zoo mit Kurfürstendamm und Tauentzienstraße entwickelt. In der Zeit der Teilung gewann sie große Bedeutung als städtischer Zentralbereich von Westberlin. Allerdings ist sie in erster Linie Geschäfts- und Vergnügungszentrum ohne wesentliche administrative Funktionen geblieben. (Der Sitz des Senats war während der Teilung das Rathaus des Bezirks Schöneberg.) Im Mittelpunkt des Zooviertels steht die Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (1891-1895, mit Neubau von 1959-1961); sie ist zu einem weiteren Wahrzeichen von Berlin geworden.In der Zeit des raschen Bevölkerungswachstums im 19. Jh. entstanden rings um die Innenstadt, besonders im Osten und Norden, ausgedehnte Arbeiterviertel mit sehr dichter Bebauung. Beim Wiederaufbau nach 1945 (über 40% aller Wohnungen waren zerstört) konnten die Wohnverhältnisse größtenteils verbessert werden. Neue Wohngebiete entstanden im westlichen Teil, z. B. in den Bezirken Neukölln (Gropiusstadt), Reinickendorf (Märkisches Viertel) und Spandau (Falkenhagener Feld); im östlichen Teil in den Bezirken Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen.Berlin besitzt zahlreiche Parkanlagen; die bekanntesten sind der Tiergarten und der Treptower Park mit dem sowjetischen Ehrenmal (1946-1949). Zum Stadtgebiet gehören ausgedehnte Wälder und Seen. Im Westen bildet die Havel eine Seenkette, die den Grunewald durchzieht; dort befindet sich der aus Trümmerschutt aufgeschüttete Teufelsberg, mit 115 m die höchste Erhebung Berlins. Im Südosten liegt der größte Berliner See, der Müggelsee (746 ha) mit den angrenzenden Müggelbergen. Über 6% der Fläche Berlins werden land- und gartenwirtschaftlich genutzt.Kultur

Die bedeutendsten Bildungseinrichtungen Berlins sind die Humboldt-Universität (gegründet 1810), die Freie Universität (gegründet 1948 im Westteil als Reaktion auf die kommunistische Hochschulpolitik) und die Technische Universität (gegründet 1879). Daneben bestehen 8 Fachhochschulen sowie zahlreiche wissenschaftliche Institute. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (gegründet 1992) knüpft an die Tradition der Preußischen Akademie der Wissenschaften (gegründet 1700) an. Im Adlershof im Südosten Berlins ist ein bedeutender naturwissenschaftlicher Forschungs- und Technologiepark entstanden. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Künste (gegründet 1993) entstand durch Verschmelzung der Kunstakademien in West- und Ostberlin. Außerdem gibt es noch die Hochschule der Künste, die Hochschule für Musik und die Hochschule für Schauspielkunst. Die Bestände der preußischen staatlichen Museen, Bibliotheken und Archive wurden durch Auslagerung im 2. Weltkrieg auseinander gerissen. Die alten staatlichen Museen sind im Ostteil auf der Museumsinsel konzentriert (Altes Museum, Neues Museum, Nationalgalerie, Pergamon-Museum, Bode-Museum), die 2000 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die im Westen befindlichen Bestände wurden 1957 in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zusammengefasst; bedeutende Museumskomplexe befinden sich am Kemperplatz (Kulturforum), in Dahlem und im Schloss Charlottenburg. Die Deutsche (ehem. Preußische) Staatsbibliothek im Ostteil und die Staatsbibliothek im Westteil wurden 1992 wieder zusammen geführt und gehören jetzt zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz.Wichtige Theater sind: Deutsche Oper Berlin, Schillertheater (Spielbetrieb 1993 eingestellt), Freie Volksbühne, Schaubühne am Lehniner Platz, Theater am Kurfürstendamm, Komödie, Hebbel-Theater, Renaissance-Theater, Deutsche Staatsoper, Komische Oper, Deutsches Theater, Berliner Ensemble (1949-1956 von B. Brecht geleitet), Musical-Theater am Potsdamer Platz. Weltruf genießt das Berliner Philharmonische Orchester. Berlin ist Sitz mehrerer Rundfunk- und Fernsehanstalten sowie eine bedeutende Filmstadt mit Studios, Filmmuseum (im Sony Center), Produktionsgesellschaften und über 200 Kinos. International bekannt sind die Berliner Festspiele mit den Internationalen Filmfestspielen (Berlinale), der Musik-Biennale, dem Jazz-Fest u. a. ebenso wie die Bach-Tage und die Love Parade.Kirche und Religion

In den 1990er Jahren (1992) waren 50% der Berliner Bevölkerung konfessionslos, 31% gehörten der evangelischen, 10% der katholischen Kirche an. 5% der Einwohner waren muslimischen Glaubens, 0,3% waren Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Berlin ist seit 1930 katholisches Bistum, seit 1994 Erzbistum. Es gehört zur Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und ist Sitz des Konsistoriums und des Landesbischofs. In Berlin hat auch der Zentralrat der Juden in Deutschland seine Geschäftsstelle; die Jüdische Gemeinde zu Berlin ist, bedingt durch die Zuwanderung russischer Juden, die derzeit weltweit am schnellsten wachsende jüdische Gemeinschaft.Wirtschaft und Verkehr

Durch die Teilung hat Berlins wirtschaftliche Stellung sehr gelitten. Berlin ist aber noch immer die größte und vielseitigste Industriestadt Deutschlands, vor allem für Elektrotechnik, Maschinen, Bekleidung, optische und chemische Erzeugnisse, Fahrzeugbau, Möbel, Papier, Nahrungs- und Genussmittel. Grafisches Gewerbe und Verlagswesen sind ebenfalls stark vertreten. Das große Ausstellungsgelände am Funkturm macht Berlin zu einer der führenden deutschen Messestädte (Internationale Grüne Woche, Internationale Funkausstellung, Internationale Tourismus-Börse). Das benachbarte Internationale Congress Centrum (ICC, 1973-1976 erbaut) bietet Einrichtungen für Tagungen und Kongresse. Von wachsender Bedeutung ist der Fremdenverkehr.Als ehemaliger Brückenort an der Spree entwickelte sich Berlin im Lauf der Geschichte zum Sammelpunkt wichtiger Handelsstraßen und wurde der Verkehrsmittelpunkt insbesondere des nord- und mitteldeutschen Raums. Im Zentrum des märkischen Wasserstraßennetzes zwischen Elbe und Oder wurde Berlin zu einem bedeutenden Binnenhafen. Die Flughäfen Tempelhof und Tegel sowie Schönefeld machen die Stadt auch zu einem Luftverkehrszentrum. Schönefeld wird zum Großflughafen Berlin-Brandenburg International ausgebaut. Ganz Berlin ist von einem Autobahn- und einem Eisenbahnring umgeben. Der Lehrter Bahnhof wird zum zentralen Bahnhof Berlins ausgebaut. Dem öffentlichen Personennahverkehr dienen S-Bahn, U-Bahn und Busse, im ehemaligen Ostsektor auch Straßenbahnen. 1961-1989 waren durch die Berliner Mauer die Verkehrsverbindungen zwischen beiden Teilen der Stadt bis auf wenige Übergänge unterbrochen. Die Zusammenführung der getrennten Verkehrsnetze ist im Wesentlichen abgeschlossen.Geschichte

Die Städte Berlin und Cölln wurden um 1230 von dem Markgrafen Johann I. und Otto III. von Brandenburg gegründet. Cölln wird urkundlich erstmals 1237, Berlin 1244 erwähnt. Sie entwickelten sich zu einer Doppelstadt, die, führend im Märkischen Städtebund (1308), später Mitglied der Hanse, 1432 erstmals einen gemeinsamen Rat bildete. Die Vereinigung wurde jedoch 1442 von Kurfürst Friedrich II., dem Eisernen, wieder aufgehoben. Berlin war seit Kurfürst Johann Cicero (1455-1499) ständige Residenz und Hauptstadt von Kurbrandenburg. Die Stadt nahm unter Friedrich Wilhelm I., dem Großen Kurfürsten, einen kräftigen Aufschwung (beginnende Industrialisierung; Hugenotteneinwanderung). König Friedrich I. verfügte 1709 die endgültige Vereinigung mit Cölln. Der Ausbau der Industrie wie die Förderung der Akademien der Künste (gegründet 1696) und der Wissenschaften (1700) unter König Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen sowie die Gründung der Universität (1810) machten die Stadt nicht nur zu einem wirtschaftlichen, sondern auch zu einem geistig-kulturellen Zentrum. 1871-1945 war Berlin Hauptstadt des Deutschen Reichs. In dieser Zeit wuchs es zur Weltstadt heran. 1877 war Berlin die erste Millionenstadt im deutschen Sprachgebiet. 1920 wurden 7 Städte (Charlottenburg, Spandau, Wilmersdorf, Schöneberg, Neukölln, Köpenick, Lichtenberg), 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke eingemeindet. Die damals geschaffenen Stadtgrenzen gelten im Wesentlichen noch heute.Im 2. Weltkrieg erlitt Berlin schwere Zerstörungen. Aufgrund einer Vereinbarung zwischen den Siegermächten (USA, Großbritannien, Frankreich, UdSSR) wurde es von diesen gemeinsam besetzt und verwaltet. Unter der alliierten Kommandantur amtierte eine deutsche Stadtverwaltung. Angesichts der zunehmenden Differenzen zwischen den Siegermächten erwies sich die gemeinsame Verwaltung Berlins als undurchführbar. 1948 kam es zur politischen und administrativen Spaltung der Stadt in Berlin (West) (amerikanischer, britischer und französischer Sektor) und Berlin (Ost) (sowjetischer Sektor). Berlin (Ost) wurde 1949 zur Hauptstadt der DDR erklärt. In der Folge unternahmen die Sowjetunion und die DDR immer wieder Versuche, den Status von Berlin (West) durch wirtschaftlichen und politischen Druck auszuhöhlen und die Stadt von der Bundesrepublik Deutschland zu trennen. Demgegenüber gaben die Westmächte mehrfach Garantien für Berlin (West) ab und hielten am Viermächtestatus für Gesamt-Berlin fest. Die offene Sektorengrenze zwischen Berlin (Ost) und Berlin (West), die zahlreichen DDR-Bewohnern die Flucht in den Westen ermöglicht hatte, wurde 1961 von den DDR-Behörden durch den Bau der Berliner Mauer abgeriegelt, die zu einer tief gestaffelten Grenzbefestigung ausgebaut wurde. In westöstlicher Richtung waren die wenigen Mauerdurchgänge zunächst nur für ausländische und bundesdeutsche Besucher mit Tagesaufenthaltsgenehmigungen passierbar. Einen bedeutenden Schritt zur Normalisierung brachte das Viermächteabkommen über Berlin vom 3. 9. 1971 (in Kraft seit 3. 6. 1972). Es ermöglichte u. a. innerdeutsche Vereinbarungen über den Transitverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) sowie über die Einreise von Westberlinern nach Berlin (Ost) und in die DDR. Durch die 1989 einsetzenden revolutionären Veränderungen in der DDR kam es 1990 zum Abbau der Berliner Mauer und zur Wiedervereinigung Berlins. Nach Gesamtberliner freien Wahlen trat am 11. 1. 1991 die seit 1950 in Berlin (West) geltende Verfassung für ganz Berlin in Kraft. Am 20. 6. 1991 erklärte der Deutsche Bundestag Berlin zum Parlaments- und Regierungssitz. 1992 wurde ein "Hauptstadtvertrag" zwischen Berlin und dem Bund geschlossen. 1995 stimmte die Bevölkerung in einem Referendum für einen Verfassungsneuentwurf, der im selben Jahr in Kraft trat. Ein geplanter Zusammenschluss der Länder Berlin und Brandenburg kam nicht zustande, da er 1996 in Brandenburg in einer Volksabstimmung abgelehnt wurde. 1999 erfolgte der Umzug von Bundestag und Bundesregierung von Bonn nach Berlin.

 

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